HENNERSDORF'S UMGEBUNG VOR .1.300 JAHREN
April 2002 - Ausgrabungen an der Laxenburgerstrasse in NÖ
direkt an der Wiener Stadtgrenze

Archäologen des Bundesdenkmalamtes haben in Vösendorf bei Wien ein awarisches Gräberfeld aus dem 7. bis 9. Jahrhundert gefunden, das neue Erkenntnisse über die österreichische Frühgeschichte liefert. Die Ausgrabungen beweisen, dass Awaren und Slawen am selben Raum zusammen lebten.

In den bisher 150 entdeckten Gräbern wurden Skelette von Männern, Frauen und Kindern gefunden, die aufgrund ihrer Trachtbestandteile - also Ringe, Ohrgehänge, Ketten oder Gürtelschnallen - als Awaren bestimmt werden können.
Auf dem Gräberfeld wurden aber auch Skelette gefunden, die slawische Trachtbestandteile trugen. Dass Awaren und Slawen gleichzeitig den selben Raum besiedelt haben, wurde entgegen der bisherigen Geschichtsschreibung von einigen Historikern zwar bereits vermutet, Beweise gab es dafür aber keine.

791 bis 803 wurde das Reich der Awaren in den Kriegen von Karl dem Großen vernichtet. Danach - so wurde bisher angenommen - kam es zu einer massiven Zuwanderung von Slawen. Der Gräberfund in Vösendorf könnte jetzt einen anderen Ablauf der Geschichte nachzeichnen.

Franz Sauer, Grabungsleiter des Bundesdenkmalamtes: "In Wirklichkeit war es vielleicht so, dass die Slawen schon vorher hier gelebt haben, aber awarische Trachtbestandteile getragen haben. Irgendwann in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts sind sie wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und haben wieder slawische Trachtbestandteile angenommen."

Awaren
Die Awaren lebten ursprünglich als Nomaden in Asien, vermutlich in Westturkestan. 552 n. Chr. wurden sie von den Türken bedrängt und wichen nach Westen aus. Von 568 an hatten sie etwa 250 Jahre lang die Alleinherrschaft in Pannonien, wo sie sesshaft wurden und Viehzucht und Ackerbau betrieben. Sie waren gefürchtete Reiterkrieger, die mit Reflexbogen, Reitersäbel und Stoßlanze vernichtende Kämpfe führten. Den Europäern vermittelten sie unter anderem den eisernen Steigbügel.

Die Awaren, ein früh-mittelalterliches Reitervolk, besetzten 568 das Karpatenbecken und hatten bis Anfang des 7. Jh. auch die Oberherrschaft über weite Bereiche Mittel- und Ost-Europas inne. Ihre reiche archäolog. Hinterlassenschaft findet sich im Karpatenbecken und seinen Randbereichen, vornehmlich im Wr. Becken und im Nord-Burgenland. Die Funde zeigen zwar starke reiternomadische Traditionen, jedoch auch german. und bes. byzantin. Komponenten. Mit der starken awarischen Macht im Hintergrund erfolgte die slawische Besiedlung des heutigen Kärnten, der Steiermark und NÖ. Nach der erfolglosen Belagerung von Konstantinopel 626 büßten die Awaren ihre Vormachtstellung ein. In dieser Schwächeperiode gründete der fränkische Kaufmann  Samo ein Slawenreich, wohl in Böhmen und Mähren, vielleicht reichte es auch noch in das heutige Österreich. Auch die Alpenslawen, im 8. Jh.  Karantaner genannt, werden sich zu dieser Zeit von den awarischen Ansprüchen frei gemacht haben.

Im 8. Jhdt. kam es offenbar zu einem Versuch, die awarische Oberherrschaft über den Alpenraum wiederzuerrichten. Die Karantaner unterwarfen sich daher dem Baiernherzog und akzeptierten auch die nun einsetzende Missionierung.

Hzg. Tassilo III. suchte bei den Awaren Rückhalt gegen Karl den Grossen. Nach seiner Niederlage kam es zu den Awaren -Kriegen (791-96), die mit der Zerstörung des Awaren -Reichs endeten. Zumindest bis 728 bestand ein abhängiges, von den Karolingern eingerichtetes Fürstentum der Awaren "zwischen Steinamanger und Carnuntum" unter getauften Khaganen.

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