KURZER EINBLICK IN
UNSERE ORTSGESCHICHTE
Hennersdorf bei Wien, so klein und
bescheiden es an der südlichen Grenze der
Großstadt Wien auch liegt, hat seine
"Geschichte".
Der Ort heißt übrigens
wirklich Hennersdorf "bei Wien" und ist im Gegensatz zum
berühmteren "Baden bei Wien" nicht 30, sondern vom
Ortskern weniger etwa 1 km Luftlinie von der Stadtgrenze
entfernt, die Gemeindegrenze schließt direkt an die
Stadtgrenze an. Doch ebenso wie Baden hat Hennersdorf eine
alte und lange Geschichte.
Am Kirchentor steht mit der Jahreszahl
1150 ein Datum, an dem die Pfarre mit ihrer
Geschichtszählung begonnen hat, und zahlreiche
bautechnische Details der Kirche beweisen auch, daß es
sich um eine der ältesten Pfarrkirchen in
Niederösterreich handelt.
Historiker aber nehmen die Gründung
des heutigen Hennersdorfs aufgrund der Ortsnamenskunde schon
im 11. Jahrhundert um 1050 an. Damit hätte die
1.700-Seelen-Gemeinde im Jahre 2050 ihr tausendjähriges
Jubiläum und kann schon zur Jahrtausenwende entweder
ihren 850. Geburtstag (Kirche) oder 950. Geburtstag
(Historiker) feieren. Gefeiert wird sicherlich, und wegen
der 100 Jahre wird man dabei sicherlich auch nicht
streiten.
Und, egal wo Sie, lieber Internet-Gast,
sich aufhalten, wir werden Sie über die Vorbereitungen
zur Feier ebenso informieren wie über die Feier selbst.
So bieder der Ort auch heute wirkt, er hatte im 17.
Jahrhundert Türkenstürme zu überstehen und
Bombenhagel im zweiten Weltkrieg mit zahlreichen
Toten.
Als wichtiger Bereich auf dem Gebiet der Industrie in historischer Hinsicht wäre in Hennersdorf die Ziegelindustrie zu nennen. 1775 wurde am Wienerberg bei Inzersdorf ein k.k. Fortifikationsziegelofen errichtet, dessen Produkte dem Aufbau der Stadtbefestigung dienten. 1813 gab es bereits Ziegelöfen am Wienerberg, in Vösendorf, Guntramsdorf, Biedermannsdorf und Zillingsdorf.
In Hennersdorf begann die Errichtung der modernen Ziegelindustrie erst nach 1850. Durch die Ziegelindustrie schnellte die Einwohnerzahl der Bevölkerung von 248 im Jahr 1850 auf 1.014 Einwohner im Jahr 1870 bzw. 1.406 im Jahr 1890 hinauf. Ende der 1890er Jahre ist die Ziegelindustrie zu einem bedeutenden Steuerträger des Ortes geworden, die Arbeiter in den Ziegelwerken lebten jedoch unter schlimmen Bedingungen. Die von Viktor Adler aufgezeigten Mißstände fürten, was zur Gründung der Sozialisten in Österreich führte.
Derzeit beschäftigt die Wienerberger Ziegelindustrie GmbH in österreich rund 220 Mitarbeiter, 82 davon in Hennersdorf. Der Wienerberger Konzern ist heute mit 204 Produktionsstandorten gruppenweit in 30 Ländern der größte Ziegelproduzent weltweit.
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Im ersten Weltkrieg, als
man endlich die Bedeutung des Luftkampfes zu spät
erkannte, baute man in Hennersdorf einen Flugplatz zum
Testen neuer Heeresflieger. Jagdflugzeuge wie der "Aviatik"
starteten von hier zu Probeflügen ebenso wie Prototypen
aus der Wiener Gutmannschen Flugzeugfabrik. Das war 1917,
und ein Jahr später war der Krieg schon verloren.
Die Flugzeugära in Hennersdorf war
in der bald tausendjährigen Chronik nur ein
Augenzwinkern, wäre sie aber schon 1914 zu
Kriegseintritt erfolgt, würde die Weltgeschichte heute
vielleicht anders aussehen. Zudem - und das wissen heute nur
mehr wenige - war Hennersdorf dadurch auch im Gespräch,
zum Flughafen Wiens aufgewertet zu werden, hatten doch auch
Berlin und andere Städte mittlerweile ihre
Flughäfen. Das tragische Kriegsende verhinderte dies
und nun dröhnen die vom nahen Schwechat startenden
Maschinen über den einstigen möglichen
Konkurrenten und stören die erhoffte
Sonntagsruhe.
Mit der Einverleibung Österreichs
als Ostmark ins Deutsche Reich 1938 wurde auch an die
Erweiterung Wiens zu "Groß-Wien" gedacht und
Hennersdorf als 24. Bezirk ein Teil davon. Zur Information
an unsere Nicht-Wiener Web-Leser: Wien hat heute 23 Bezirke,
der 23. grenzt an die Nachbargemeinde Vösendorf, die
damals ebenfalls Groß-Wien einverleibt
wurde.
Vom 15. Oktober 1938 bis zum 1. September
1954 waren die Hennersdorfer "Wiener" und sind jetzt wieder
"Niederösterreicher". Dazwischen war der schreckliche
24. Mai 1944, um 10 h heulten die in Vösendorf
angebrachten Luftschutzsirenen und um etwa 11 h fielen
innerhalb von nur 4 Minuten 186 Bomben auf Hennersdorf,
töteten 14 Erwachsene und fünf Kinder und
zerstörten etwa 20 Gebäude.
Besonders tragisch war ein Volltreffer
auf die Schule, wobei zahlreiche Menschen, Erwachsene und
Kinder, verschüttet wurden und nur teilweise lebend
geborgen werden konnten. Dieser Tag war gemeinsam mit dem
Brandschatzen des Ortes beim Vorrücken der Türken
gegen Wien im Jahre 1683 sowie der großen Feuersbrunst
1861, deren Folgen Kaiser Franz Josef höchstdaselbst in
Augenschein nahm und Geld zum Wiederaufbau spendete, einer
der drei schwärzesten Tage in der bald
tausendjährigen Geschichte dieses Ortes.
In der Jetztzeit hat Hennersdorf mit ganz
anderen Problemen zu kämpfen. Von Anbeginn an ein
"Längsangerdorf", also ein sich links und rechts der
Straße entwickelnder Ort, leidet Hennersdorf daran,
nur eine Zu- und Durchfahrtstraße zu haben. Bei
Bauarbeiten zum Beispiel am Bahngeleise müssen Umwege
von 15 und mehr km gefahren werden, um in den Nachbarort zu
gelangen. Durch den Ausbau der "Pottendorfer Linie" zur
Hochleistungs-Bahnstrecke wird die Orts- oder
Hauptstraße bald zum täglichen Staugebiet, wenn
der Schranken zu ist, wovon jetzt schon fast täglich
ein Vorgeschmack auf künftigen Alltagsschrecken zu
bemerken ist.
Die Bewohner, soferne sie nicht als
Bauern auf ihren eigenen Feldern und Höfen werken,
arbeiten vorwiegend in Wien, der zuständigen
Bezirksstadt Mödling oder im benachbarten
Vösendorf. "Zweitwohnbesitzer" gibt es durch die
Wiennähe nur wenige, wer hierhergezogen ist, hat seine
Wiener Wohnung meist verkauft und wurde Hennersdorfer bzw.
Hennersdorferin. Zur Stadtgrenze Großgrünmarkt
(Wien 23) sind es mit dem Auto kaum 2 km, zur Stadtgrenze
Favoriten (Wien 10) über Leopoldsdorf sind es rund 5
km, zu Fuß oder Luftlinie sind es kaum 1 km zur
Stadtgrenze.
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